Braunschweiger Höhenretter nehmen an internationalem Wettkampf in Belgien teil

Im THW selbst findet man Wettkämpfe eher bei der THW-Jugend, bei Feuerwehren sind Wettkämpfe hingegen häufiger vertreten. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Höhenretter sich gegenseitig bei Wettkämpfen messen. Für einen Teil unserer Höhenrettungsgruppe des Ortsverbands war es die erste Teilnahme an einem Wettkampf.
Quelle: THW / Daniel Thümen

"The Lynx Crossing"; Quelle: THW / Daniel Thümen

Seit 2023 haben sich zwei Personen der SRHT-Wettkampfgruppe „Black Sheep Rope Rescue“ angeschlossen. Dies ist ein Zusammenschluss von niederländischen und deutschen Höhenrettern.

Dementsprechend nahmen auch nur zwei Mitglieder bei Rope’N’Rescue¹ in Beaumont, Belgien teil.

Jedes Team besteht dabei aus folgenden Rollen (vereinfacht dargestellt):

  • 1x Teamleader
    Vergleichbar mit Gruppenführer.
  • 1x Rescuer
    Der Rescuer ist die Person, die sich um die erst Versorgung des Patienten kümmert. Seine Aufgabe ist es möglichst schnell zur rettenden Person vorzustoßen.
  • 1x Edgeman
    Die Aufgabe des Edgeman ist es, den Rescuer zu unterstützen und sich um das Kantenschutzmanagement zu kümmern. Er/Sie ist ebenfalls das Verbindungsstück zwischen Rigger und Rescuer, falls diese sich nicht sehen können.
  • 2x Rigger
    Die Rigger kümmern sich um sämtliche Seilaufbauten, die für eine Rettung benötigt werden.
  • 1x Controller
    Jedes Team stellt einen Controller, der als Schiedsrichter fungiert. Dieser muss eine Ausbildung zum „Ausbilder in der Höhenrettung“ oder vergleichbare Qualifikation aufweisen.


Wir sind im Team mit einem Rigger und einem Controller vertreten.

Da wir alle Kriterien für unsere Rollen im Team erfüllen, stand eine Teilnahme durch unsere Mitglieder nichts mehr im Wege. Verwendet wurde ausschließlich privat beschafftes Material, sodass die Höhenrettungsgruppe des THW Braunschweig auch während des Wettkampfs weiter einsatzbereit blieb.

Für uns ging es am Freitag, dem 06. September 2024 um 6 Uhr morgens los, direkt auf die Autobahn Richtung Beaumont, Belgien.

In Beaumont angekommen haben wir uns mit den anderen Teammitgliedern getroffen und restliche Vorbereitungen für den Wettkampf getroffen.

Danach sind wir gemeinsam zum Treffpunkt des Wettkampfes gefahren, dort gab es zuerst eine Prüfung des mitgebrachten Materials sowie einem Briefing für den Teamleader und Schiedsrichter. Die große Herausforderung war, dass die beiden gesprochenen Sprachen, flämisch und französisch, nur mittels Translator-App zu meistern waren. Dieses Briefing ist relevant, damit sich alle Teams an die gleichen Spielregeln halten. Die Teams kamen insgesamt aus fünf verschiedenen Ländern (Frankreich, Belgien, Niederlande, England und Deutschland). In jedem Land gibt es abweichende Vorstellungen, wie Standards ausgelegt werden, weswegen mit dem Briefing Standards für diesen Wettkampf definiert wurden.
 
Am nächsten Tag ging es mit landestypischer Pünktlichkeit los, um per Bus zum Wettkampfort, einem großen Zoo, verbracht zu werden. Dort fand der Wettkampf an acht verschiedenen Stationen statt, während der Zoo regulär geöffnet hatte.

Unser Schiedsrichter bewertete, ob die Rettung eines in einem Turm hängenden Fallschirmspringers sicher und fachgerecht ausgeführt wurde. Schnell wurde klar, dass von einigen Teams versucht wurde, Redundanz und den obligatorischen Sicherheitscheck der Schnelligkeit zu opfern. Selbstverständlich darf auch bei Wettkämpfen die Sicherheit nicht vernachlässigt werden. Was bei Übungen mit einem „Stopp“ verhindert wird, führte beim Wettkampf nach dem obligatorischen „Stopp“ zu einer Disqualifikation an dieser Station. Kleinere Fehler wurden angesprochen und führten lediglich zu einem Punktabzug. „No big deal, let’s talk like professionals, correct everything and carry on!“ war die Devise unseres Schiedsrichters. Die Arbeitssprache mit den Teams war Englisch, da zumindest ein Teammitglied als Übersetzer fungieren konnte.

Das restliche Team durfte hingegen etwas mehr vom Zoo sehen als nur den Leuchtturm. Zuerst ging es für das Team zur Aufgabe „The Lynx Crossing“. Hierbei musste eine Person gerettet werden, die mit einem Sturzfaktor >1 in einen Auffanggurt gefallen ist. Das Ganze fand an zwei Türmen statt, die mit einer Hängebrücke verbunden sind. Jedoch galt für den Wettkampf die Hängebrücke als einsturzgefährdet, weswegen diese nicht schwer belastet werden durfte und für den Patiententransport nicht in Frage kam. Da der Patient jedoch von einem Turm zum anderen transportiert werden musste, wurde vom Team ein „English Reeve“ (Kranseilbahn) aufgebaut, um Rescuer mit Patient von einem Turm zum anderen sicher transportieren zu können.

Die zweite Aufgabe für uns war „The Gorilla's Path“, hierbei ging es um eine rein sportliche Aufgabe, binnen 90 Minuten mussten so viele Teammitglieder wie möglich einen Seilparcours durchklettern. Der Parcours startete mit Klimmzügen in voller Ausrüstung (jeder erfolgreiche Klimmzug hat am Ende Zeit gutgeschrieben). Danach ging es zum 50m Seilaufstieg inkl. Knotenüberstieg und dann mussten mehrere Seilwechsel durchgeführt werden.

Bei der dritten Aufgabe „The Mole's Hole“ wartete eine Rettung aus dem offenen Gewässer auf uns. Dazu wurden der Rescuer und Edgeman durch eine schmale Röhre in ein Boot abgelassen, um den Patienten aus dem Wasser zu retten. Währenddessen haben die Rigger eine Tragenrettung mit Dreibein vorbereitet. Die Schwierigkeit hierbei war, dass die Trage ebenfalls durch die schmale Röhre hindurchmusste, was hinab kein Problem ist. Aber hinauf, wenn sowohl ein Patient in der Trage liegt und ebenfalls der Rescuer mit dranhängt, der den Patienten versorgt.

Als vierte und letzte Aufgabe für uns ging es zum bereits genannten Leuchtturm, wo auch unser Controller stationiert war. Auch wir mussten an der Station „The Hanging Seagull“ den Fallschirmspringer retten. Die größte Herausforderung an dieser Aufgabe ist nicht die Rettung, sondern der Einbau des Seiles. Neben dem im Gurt hängenden Fallschirmspringer gab es für alle Teams nur einen Metallring, wodurch das Seil eingeschossen werden musste. Hierbei war es wichtig, vorsichtig vorzugehen, um die hängende Person nicht aus Versehen mit einem Wurfbeutel abzuschießen.

Leider war dann auch schon die Zeit herum und wir konnten nicht noch mehr Aufgaben bewältigen. So ging es nicht nur uns, sondern allen Teams. Für kein Team war es möglich, alle Aufgaben zu lösen. Danach ging es für alle Teams zurück zum Treffpunkt des Wettkampfes, hier fand am Abend auch die Siegerehrung statt.

Aber was genau bringt uns als Höhenrettungsgruppe diese Art von Wettkämpfen?
Das kann gleich auf mehreren Ebenen beantwortet werden:

  • Vernetzung
  • Erfahrung durch Lernen von anderen, internationalen Höhenrettern
  • Eigene Grenzen besser kennenlernen
  • Spaß

 

Für uns als Wettkampfteam war dies, wie bereits geschrieben, der allererste Wettkampf und wir haben Lust auf mehr!

Für ein Mitglied aus dem Team und dem Ortsverband geht es bereits im November nach Prag privat zum Singing Rock STEEL², zum Tschechischen Rope Access Championship.

 

Links:
¹ rope-n-rescue.be
² www.singingrocksteel.cz/en/2024


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