Braunschweig,

Erfolgreiche Höhenretterprüfung

Am Samstag den 1. Februar 2014 war ein ganz besonderer Dienst für die Höhenrettungsgruppe des THW Braunschweig angesetzt. Die Prüfung eines Mitglieds der Höhenrettungsgruppe zum ausgebildeten Höhenretter.

Mitten im Geschehen...

Diese Prüfung setzt mindestens ein Jahr Mitgliedschaft in der Gruppe sowie 80 Ausbildungsstunden im Seil (sog. Seilzeit) voraus.

Nachdem das Fahrzeug der Höhenrettung an der Übungsstelle eingetroffen war, gab es eine kurze Einweisung. Doch bevor der zu prüfende Helfer, Stefan E. mit seiner Prüfung begann, prüfte er selbst die Mitglieder seines Teams. Die relevanten Knoten mussten nicht nur aufgezählt sondern auch vorgeführt werden. Als Höhenretter muss man neben dem im THW bereits in der Grundausbildung gelehrten Knoten und Stichen noch eine Anzahl weiterer Knoten beherrschen. Einfacher und doppelter Achter, jeweils gesteckt und gelegt, selbstverständlich mit doppeltem Spierenstich hintersichert, gehören ebenso zum Repertoire eines Höhenretters wie allen Helfern bekannte Knoten wie z.B. der Mastwurf. Nachdem dieser Teil zu Stefans und auch Florians (Ausbilder/Prüfer) Zufriedenheit abgeschlossen war, erhielten die Mitglieder der Höhenrettung eine Einweisung in die Prüfungslage:

Ein Binnenschiff mit Überhöhe hatte eine Eisenbahnbrücke gerammt. Auf der Brücke befinden sich noch zwei Personen (Geocacher), die dort kletterten. Eine weibliche Person ist am Bein verletzt, vermutlich gebrochen, die andere männliche Person klammert sich in Panik an einen Stahlträger, ist nicht verletzt wirkt aber panisch-verwirrt.

Nicht alle Wege und Stahlträgerteile durften bei der Übung genutzt werden, da diese durch die Kollision des Binnenschiffs beschädigt waren. Diese nicht vorhandenen oder nicht nutzbaren Wege und Stahlträger waren mit rot-weißem Flatterband gekennzeichnet.

Nachdem Stefan von der Gruppe, die als Augenzeugen agierten, erläutert bekam, was denn passiert war, teilte er seine Gruppe entsprechend ein. Vor Ort war schnell klar, dass die einfachen und bequemen Wege schon von weitem zu sehen waren - das rot-weiße Flatterband markierte sie.

So galt es mit den Möglichkeiten der Höhenrettung einen Zugang zu den zu rettenden Personen zu schaffen. Stefan entschied sich folgerichtig, eine Person abzuseilen, die mit der unverletzten aber verängstigen Person sprach und immer Sichtkontakt hielt. Die Priorität bei der Rettung lag bei der verletzten Person. Dazu wurde eine sog. Passiv-Passiv Rettung aufgebaut. Passiv bedeutet in diesem Kontext, dass der Höhenretter selbst nicht über ein Abseilgerät verfügt sondern von seinen Kameraden der Höhenrettung abgelassen wird. Das hat den Vorteil, dass er beide Hände frei hat um sich um die verletzte Person zu kümmern. Für das Retten der weiblichen Person mit gebrochenem Bein kam das SKED zum Einsatz. Das SKED ist eine mobile Trage der Höhenrettung, die zum Transport ohne Patient sehr klein verstaubar ist aber gleichzeitig die PSA-Vorgaben hinsichtlich der Sicherheit für den Patienten bietet. Um das SKED mit der verletzten Person (diese war plötzlich laut Aussage von Florian >150 kg schwer - man muss ja üben!) anheben zu können musste noch ein Flaschenzugsystem aufgebaut werden. Nachdem das SKED per Flaschenzug über das Geländer gehoben wurde, konnte Frank sich als helfender Höhenretter ablassen. Dabei ist es die Aufgabe des passiv abgeseilten Höhenretters, die Person zu beruhigen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass diese sicher an hervorstehenden Stahlträgern vorbei kommt. Nachdem die Übungspatientin Sarah sicher auf dem Boden und aus dem SKED befreit war (mittlerweile wog sie auch keine 150 kg mehr), ging es mit der Übung weiter um die zweite, nicht verletzte Person zu retten. Auch hier waren die einfachen, bequemen und direkten Wege durch Flatterbänder als tabu gekennzeichnet. Um überhaupt erst über die Person zu kommen musste mittels eines Statikseils ein Behelfsgeländer für das in der Übungslage fehlende Geländer aufgebaut Dadurch wurde gewährleistet, dass auch die Höhenretter selbst immer mit vorgeschriebener Eigensicherung zu den Einsatzstellen vordringen konnten.

An der zweiten Einsatzstelle legte Stefan fest, einen Helfer von oben abzulassen, der sich dann mit der zu rettenden Person über sogenannte Expressen verbinden sollte. Sobald die zu rettenden Person somit gesichert am Höhenretter hing, ging es schließlich wieder passiv zu Boden. Auch bei dieser Art der Rettung ist es von Vorteil, den Retter passiv abzulassen. Es ist bei verängstigten oder panischen Personen nicht auszuschließen, dass diese sich auch am Abseilgerät verkrampft festhalten, was einen reibungslosen Ablauf der Rettung behindern könnte. Es wurde Martin Z. abgelassen, der sich um das "Opfer" Jan R. kümmerte. Da hier kein SKED eingesetzt werden musste, war diese Rettungsübung weniger zeitaufwändig als die Vorherige.

Anschließend erhielt Stefan die Aufgabe, am stehenden Seil zu einem Stahlträger aufzusteigen. Das ist eine der eher schwierigeren Aufgaben, da man die nötigen Kletterseile (Aufstiegs- und Sicherungsseil) von unten über einen geeigneten Ankerpunkt einbauen muss. Stefan entschied sich dafür, das mittels Wurfsack und Pilotschnur erledigen zu lassen. Die beiden Seile wurden oben würgend mit Seilschonern eingebaut. Anschließend erfolgte der Aufstieg mittels Handsteigklemme und ID. Diese Technik ist zwar sicher, dafür aber auch körperlich sehr anstrengend. Am Stahlträger angekommen sollte dieser der Länge nach überwunden werden. Dazu nutzte Stefan mitgeführte Bandschlingen um seinen Vorstieg immer wieder zu sichern. Er wurde von unten durch einen Helfer mittels Dynamikseil gesichert. Die von Stefan mit Bandschlingen angebrachten Zwischensicherungen hätten seine Sturzhöhe bei einem Fall deutlich verringert.

Am anderen Ende des Stahlträgers angekommen folgte der entspannte Teil: Abstieg am Statikseil mittels ID. Ein weiterer Höhenretter stieg anschließend ebenfalls auf und ging Stefans Route in umgekehrter Richtung, um dessen gesetzte Zwischensicherungen wieder zu entfernen.

Wie die Höhenrettungsgruppe später erfuhr, bestand Stefan diesen praktischen Teil der Prüfung mit Bravour, wenige Tage später hatte er die Gelegenheit, bei der noch nötigen theoretischen Prüfung ebenfalls sein Können unter Beweis zu stellen.

Wir gratulieren Stefan E. zur bestanden Prüfung zum Höhenretter!

Text: Martin Zacherl
Bilder: Florian Immel, Jan Rhode


Alle Rechte am Bild liegen beim THW Ortsverband Braunschweig.




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