Braunschweig,

Höhengewöhnung für die Höhenretter

Braunschweig - 06.06.2015. Die THW-Höhenrettungsgruppe übte an diesem Samstag das Arbeiten in luftiger Höhe. Dazu diente ein 80m hohes Getreidesilo der "Mühle Rüningen" in Braunschweig.

Höhe ist es etwas, vor dem einige Menschen grundsätzlich Angst haben und denen schon schlecht wird, wenn sie nur daran denken. Die Anzahl der Menschen mit Angst erhöht sich noch mal, wenn sie sich persönlich in den absturzgefährdeten Bereich begeben. Die dritte Gruppe hat keine Angst, aber zumindest Respekt vor Höhe. Angst bzw. Respekt ist ein natürlicher Schutzmechanismus, der uns vor schweren Verletzungen, schlimmstenfalls dem Tod, bewahrt und, solange es keine Panik wird, auch vollkommen in Ordnung ist. Als vierte Gruppe seien noch die zu erwähnen, die weder Angst noch Respekt vor Höhe haben; sie neigen dazu sich und andere unnötig in Gefahr zu bringen.

Wer in der Höhenrettung tätig sein will, muss verantwortungsvoll sein und stets auf seine, aber auch auf die Sicherheit des Teams und des Patienten achten. Deshalb sind Personen aus der vierten Gruppe nicht für den Dienst in dieser Einheit geeignet. Die Schwelle zwischen Respekt und Angst ist abhängig von der Höhe und den Umgebungsbedingungen. Bei einigen reicht die Bordsteinkante aus, andere haben sie erst auf einer Windkraftanlage. Es ist ein Unterschied, ob zwischen sich und dem Abgrund ein Geländer, ein Glasscheibe oder eine andere Fallschutzeinrichtung besteht oder nicht.

Deshalb ist einer der wichtigsten Komponenten in der Höhenrettungsausbildung das Vertrauen zur Ausrüstung zu finden. Erst wenn man tief verinnerlicht hat, dass Anschlagsmittel, Seile, Bremsgerät und Gurt wirklich sicher halten, vertraut man ihnen wie einem Geländer oder einem Fenster. Dennoch bleibt die individuelle Schwelle zwischen Respekt und Angst. Das Gute ist aber, dass man durch Training, also der schrittweisen Steigerung der Höhe in der Ausbildung, diese Schwelle nach oben schieben kann. Der vielleicht auch nur unterbewusste Stresspegel sinkt und damit auch die Fehleranfälligkeit des Retters. Für die Aufnahme in die H-Einheit ist jedoch eine gewisse Höhentauglichkeit von mindesten 20m Voraussetzung.

Da alle Höhenretter mittlerweile das Vertrauen in die Ausrüstung haben und wir in den letzten Monaten die Höhe schrittweise steigerten, war am 06.06.2015 eines der höchsten Gebäude Braunschweigs, das 80m hohe Getreidesilo der Firma "Mühle Rüningen", Ausbildungsort.

Neben dem Hauptziel der Höhengewöhnung war aktives und passives Abseilen aus großen Höhen ein Schwerpunkt. Beim aktiven Abseilen steuert der Kletterer selbst seine Abseilgeschwindigkeit und beim Passiven wird er von oben abgelassen.

Des Weiteren mussten die Helfer erst an einem 80m langen Dynamik- und dann an einem gleichlangen Statikseil soweit aufsteigen, bis sie den Boden nicht mehr berühren konnten. Die unterschiedlichen Dehnungskoeffizienten der Seile wurden so erneut sehr anschaulich dargestellt. Jedem wurde sofort klar, warum bei großen Höhen keine Dynamikseile mehr zur Sicherung eingesetzt werden dürfen. Die Sturzdehnung ist noch einmal ein Vielfaches der hier demonstrierten statischen Dehnung.

Wir bedanken uns noch einmal bei der "Mühle Rüningen Stefan Engelke GmbH", dass wir das 80m hohe Getreidesilo nutzen durften.

Text: Florian Immel


Alle Rechte am Bild liegen beim THW Ortsverband Braunschweig.




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